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Viele wichtige Rohstoffe der deutschen Industrie haben einen weiten Weg hinter sich: Mikrochips beispielsweise kommen in der Regel aus Taiwan, seltene Erden aus China, Metalle wie Aluminium oder Palladium aus Australien. Doch diese weltweiten Wertschöpfungsketten mit ihren langen Transportwegen sowie eng getaktete Produktionszyklen haben die Verwundbarkeit der einzelnen Supply Chains stark erhöht. Funktioniert ein Zahnrad in diesem komplexen Konstrukt nicht, kommt es zu Störungen mit massiven Auswirkungen. Zwar sind Rohstoffe und Bauteile inzwischen wieder besser verfügbar, das Problem hat sich aber angesichts Inflation, hoher Rohstoffpreise und Energiekosten nicht in Wohlgefallen aufgelöst. Im Gegenteil: Derzeit kämpft mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen mit einer Beeinträchtigung ihrer Supply Chain, fast jeder Zweite befürchtet eine Zunahme des Risikos ausfallender Lieferketten. Zu diesem Ergebnis kommt der „Supply Chain Pulse Check Frühjahr 2023“, den Deloitte in Zusammenarbeit mit dem BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) und ISLA (International Service Logistics Association) durchgeführt hat. Nicht viel anders sieht es im Rest von Europa aus. 

Die seit Jahren etablierte Just-in-Time-Produktion, die die Automobilbranche gewissermaßen perfektioniert hat, stößt also an ihre Grenzen. Deswegen Material-Puffer anzuhäufen oder mehr Waren auf Lager zu halten, ist aber nur bedingt eine Lösung. Denn die zusätzlichen Kosten belasten die Bilanz, manche Produkte gehören auch schnell zum alten Eisen und müssen dann entweder mit satten Preisnachlässen abgegeben oder sogar entsorgt werden. Unternehmen brauchen vielmehr das richtige Gleichgewicht oder anders formuliert eine resiliente Lieferkette. Diese ist in der Lage, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen, Störungen zu absorbieren und proaktiv Maßnahmen einzuleiten. Grundlage dafür sind aktuelle Daten innerhalb wie auch außerhalb des Unternehmens. Aber erst, wenn die komplette Supply Chain digital abgebildet ist, sind Echtzeit-Analysen möglich und damit die notwendige Transparenz sichergestellt. 

Manchen Unternehmen mögen in einer von zahlreichen Unsicherheiten geprägten Zeit zögern, Modernisierungsmaßnahmen für ihre IT-Infrastruktur in Angriff zu nehmen. Doch das ist zu kurzfristig gedacht. Nur mit Hilfe von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz lassen sich Arbeitsabläufe effizienter gestalten. Ereignisgesteuerte Ökosysteme entlang der Lieferkette vereinfachen wiederum die Zusammenarbeit. Und über einen digitalen Zwilling kann die komplette Supply Chain als virtuelle Kopie abgebildet werden. Potenzielle Risiken – etwa das Fehlen eines Rohstoffs und dessen Auswirkungen – lassen sich so bereits im Vorfeld simulieren und darauf aufbauend regelbasierte Handlungen vornehmen. Positiver Nebeneffekt: Mittels moderner IT können Unternehmen auch ihren Energie- und Wasserverbrauch über die verschiedenen Fertigungsstufen hinweg kontrollieren und damit nachhaltiger wirtschaften. 

Nach den Lieferketten-Störungen der letzten Jahre ist eines klar: Ein „weiter so wie bisher“ können sich Unternehmen egal welcher Branche nicht leisten. Ein Wegducken oder die Fokussierung auf kurzfristige Maßnahmen rächt sich spätestens bei der nächsten Krise. Hinzu kommen komplexe Rahmenbedingungen wie das Lieferkettengesetz, das Anfang des Jahres in Deutschland in Kraft getreten ist. Es verpflichtet Unternehmen, ihre Supply Chain zu durchleuchten und – wenn nötig – einzelne Bausteine anzupassen, um ihre gesetzliche Sorgfaltspflicht in Bezug auf Menschenrechte und Umweltstandards zu erfüllen. Eine entsprechende europäische Regelung nimmt derzeit Gestalt an. Kurzum: Beim Thema Lieferketten müssen wir schleunigst umdenken. 


Über den Autor

Dinko Eror is vice president, regional sales leader, DACH at Red Hat. In his role, he focuses on developing long-term EMEA growth strategies and reports directly to Hans Roth, senior vice president and general manager, EMEA. Eror has more than 25 years of experience leading global technology companies. He believes that organizations should modernize through digital business solutions and new technologies such as cloud, IoT and AI. As a strategic partner, he has led multiple turnarounds and expansions to expand the growth and value of complex global businesses.

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